Wir brauchen den dynamischen Wechsel zwischen Aktivität und Entspannung in unserem Alltag, um gesund zu bleiben. Bewegung und Ruhe sind gleichermaßen wichtig für uns – die Balance zwischen diesen beiden Polen gilt es immer wieder zu finden.
Während beim Ashtanga Yoga das dynamische kraftvolle Üben von Asanas Vordergrund steht, geht es beim Yin Yoga vor allem um das langsame mühelose Hineinsinken in die Yogapositionen. Diese beiden Yogastile ergänzen einander ganz wunderbar – sie können gemeinsam dabei helfen, unser Leben auf den verschiedenen Ebenen immer wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
„We don’t use the body to get into a pose – we use the pose to get into the body.“
Das Yoga sollte sich dem Menschen anpassen und nicht umgekehrt. Über den Fokus auf korrektes Alignment, den Count etc. vergessen wir beim Ashtanga Yoga (anfangs) allerdings häufig, wirklich auf unseren Körper zu hören. In dem Bemühen alles richtig zu machen, sind wir dann mit unserer Aufmerksamkeit mehr bei der äußeren Form und lassen uns manches Mal sogar von unserem Ehrgeiz zu höher, schneller, weiter, besser verführen.
Beim Üben von Yogahaltungen, auch wenn sie herausfordernd sind, geht es aber nie um die Perfektion im Asana, um einem äußeren Bild zu entsprechen. Es geht immer darum, die Haltungen zu nutzen, um ins innere Erleben zu kommen, sich selbst besser kennenzulernen und bei sich anzukommen.
In der Ruhe liegt die Kraft
Das Yin Yoga gibt uns die Zeit und den Raum, in der Position zur Ruhe zu kommen, die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken und aus dem Kopf ins Fühlen zu kommen. Wir haben hier die Möglichkeit, den Körper in seiner Einzigartigkeit kennenzulernen und tiefer in unser Sein einzutauchen. Im Yin Yoga lernen wir unsere individuellen Grenzen zunehmend wahrzunehmen und gut für uns zu sorgen. Wir werden geduldiger mit uns und können darauf vertrauen, dass unser Körper die für ihn perfekte Haltung findet.
Indem Yin Yoga uns darin unterstützt, bewusst in den Körper zu spüren und allen unnötigen Perfektionismus loszulassen, vermag diese sanfte Yogaform auch unsere Ashtanga Yoga-Praxis zu vertiefen. Das achtsame – an die individuellen Besonderheiten und den Atem angepasste – Üben der dynamischen Ashtanga Yoga-Sequenzen bringt die Ruhe, die wir brauchen, um uns selbst näher kommen und unsere wahre Kraft zu entdecken.
Unser Körper liebt die Abwechslung
Die Kombination von yang-orientiertem aktivem Ashtanga Yoga und dem passiven ruhigen Yin Yoga ist auch hinsichtlich der neuesten Erkenntnissen der Faszienforschung ein ideales Doppelpack. Unser Körper braucht vielfältige Bewegungsreize und -impulse, um gesund zu bleiben – sowohl die kraftvollen und dynamischen Bewegungen des Ashtanga Yoga, als auch die lang anhaltenden Dehnungen des Yin Yoga. Achtsames Üben spricht das Bindegewebe als größtes Sinnesorgan an: unsere innere Wahrnehmung wird verfeinert und wir fühlen uns in unserem Körper zu Hause (Embodiment).